Anke Voß
2011 bekam ich einen Anruf von einer Kollegin, dass ein Eichhörnchen immer wieder in die Ambulanz laufen würde. Ich holte das Tier zu mir und stand vor einem großen Problem. Was tun mit dem Tier. Wie versorge ich den Wicht… Dr. Google musste her und so konnte ich zumindest die Erstversorgung mit Fencheltee vornehmen. Aber es war auch schnell klar, dass das nicht ausreichen würde. Vor allem nicht meine Kenntnisse. Daher gab ich das Tier zu einer fachkundigen Stelle und informierte mich dann nach und nach über die Bedürfnisse dieser niedlichen Kobolde. So kam ich dann zur Aufzucht von Eichhörnchen.
Aber als erst einmal bekannt war, dass ich mich um Eichhörnchen kümmere, kam dann auch schnell der erste Singvogel, dann eine Rabenkrähe und Tauben, bis hin zu Igeln, zu mir.
Mir war klar, dass jedes dieser Tiere unterschiedliche Bedürfnisse hat und um diese erfüllen zu können, nahm ich Urlaub und machte ein 2-wöchiges Praktikum in einer Auffangstation in Niedersachsen. Das habe ich bis heute beibehalten, neben vielen Onlineschulungen zu den unterschiedlichsten Wildtierarten.
Für die Wildtiere in Münster würde ich mich freuen, wenn es eine Auffangstation gäbe, in der sämtliche Wildtiere kompetent und artgerecht versorgt würden. In der die Not der Tiere gelindert wird und sie nicht erst stundenlang von A nach B gefahren werden, bevor sie Hilfe bekommen.
Daher haben wir uns dazu entschlossen, diesen Verein zu gründen, um private Pflegestellen, die so wie wir, viel Zeit, Geld und Liebe in dieses Ehrenamt stecken, zu entlasten und Aufklärungsarbeit im Sinne der Wildtiere zu leisten. Es wird vermutlich noch Jahre dauern, bevor eine Auffangstation in der Region entstehen wird, aber bis dahin können wir vielleicht gute Pflegestellen zumindest finanziell unterstützen.
Thomas Voß
Ich war über 36 Jahre in leitender Funktion im Krankenhaus und darf meine Frau seit 2011 in der Pflege und Auswilderung von verletzten und verwaisten Wildtieren unterstützen. Eine unglaublich wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Mir ist in dieser Zeit deutlich geworden, wie sehr der Mensch auch bei uns in die Natur eingegriffen hat und eingreift, so dass der Lebensraum unserer Wildtiere immer weiter eingeschränkt wird.
Auch wenn Sterben und Tod zum natürlichen Prozess des Lebens gehören, gibt es viele Fälle, in denen der Mensch die Verantwortung dafür trägt, dass Wildtiere unsere Hilfe brauchen. Beispielhaft genannt seien Verletzungen durch Autos oder Mähroboter, Anflugtraumen aufgrund spiegelnder Glasflächen, Baum- und Heckenschnitte ohne vorherige Kontrolle auf nistende Vögel oder besetzte Eichhörnchenkobel.
Dazu kommt eine mittlerweile erschreckende Unkenntnis in der Bevölkerung über die heimische Flora und Fauna. Das führt zum Beispiel dazu, dass aus Unkenntnis vermeintlich hilflose Vogelkinder unter den Augen ihrer Eltern entführt werden, obwohl sie als Nestflüchter keinerlei menschliche Hilfe benötigen.
Wildtiere, die aufgrund von Verletzungen oder den Tod der Elterntiere tatsächlich auf menschliche Hilfe angewiesen sind, landen hoffentlich bei fachlich qualifizierten Pflegestellen. Mangels staatlich finanzierter Auffangstationen kümmern sich private Pflegestellen ehrenamtlich unter hohem finanziellen und persönlichen Einsatz um diese Tiere und geraten dabei oft an ihre physischen, psychischen und finanziellen Grenzen.
Mit meinen Engagement bei dem Verein Aktive Wildtierhilfe Münster AWHM möchte ich dazu beitragen, dass die Aufklärung in der Bevölkerung auf eine breitere Basis gestellt wird, vor allem aber die wenigen fachkundigen privaten Pflegestellen finanziell entlastet und neue Pflegestellen gefunden werden.